Epic Konferenz in Rotterdam

Noch etwas eingerostet – ich hatte noch alte Visitenkarten dabei – nahm ich an der Educational Pioneers and Innovators Conference (EPIC) in Rotterdam teil.

Die Van-Nelle-Fabrik – Tagungsort der EPIC

Mitgenommen habe ich die Keynote von Dirk van Damme (ehemals OECD) zur digitalen Transformation der Hochschulbildung. Er nahm eine Helikopter-Perspektive ein und sprach über zurückliegende Versprechungen der digitalen Bildung, die sich allerdings oft nicht bewahrheitet haben. Was stattdessen passiert ist? Hochschulen sind – auch weil sie schon so alt sind – veränderungsresistent und es gibt wenig Aussicht auf eine digitale Revolution. Auch die steigende Verbreitung von E-Learning-Anwendungen (Plattformen, Geräte, Software) führte nicht automatisch zu einer Verbesserung der Lehr- und Lernqualität. Wie die Pandemie zeigte, ist die Verbreitung von digitalen Infrastrukturen sehr ungleich verteilt. Das gängige Lehrmodell hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht signifikant verändert und damit bleibt auch die Chancengerechtigkeit ungleich. Für van Damme ist insbesondere das lebenslange Lernen eine große Herausforderung, d.h. es gibt zu wenig Rekrutierung von lebenslang, d.h. nicht-traditionell Studierenden.

Seine Schlussthese war, dass er ein „Wachstum des Neuen im Alten“ erwartet, mit Spannungen, Widersprüchen und endlosem Wandel.

Nach seinem Vortrag hatte ich die Möglichkeit, van Damme zusammen mit Kolleg:innen des Hochschulforum Digitalisierung zu interviewen.

Keynote beim Tag der Lehre Ostfalia

Von Rotterdam ging es mit dem Zug nach Wolfsburg, wo ich zum Tag der Lehre den Vortrag „Warum gute Lehre zwingend auch digitale Lehre sein muss“ präsentierte (eine Dokumentation findet sich hier).

ORCA.nrw

Im Landesportal ging es u.a. um die Einführung von Confluence für das interne Wissens- und Kommunikationsmanagement, das Kick-off für geförderte Projekte der Linie „OERContent.nrw“, den Austausch mit Hochschulleitungen und viele Absprachen mit unseren Partnern.

Im neu gegründeten Kooperationsnetzwerk KNOER stellten wir uns der interessierten Öffentlichkeit mit einer Veranstaltung.

OER-Strategie BMBF

Mitten in der Sommerpause, Ende Juli, gab es für mich noch ein Highlight. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die schon vor vier Jahren angekündigte OER-Strategie im Rahmen einer teil-öffentlichen Veranstaltung veröffentlicht. Insgesamt ist es ein gelungener Aufschlag – so werden etwa Open Educational Practices (OEP) erwähnt. Die definierten Handlungsfelder sollen mit einer neuen Förderung begleitet werden. Als Landesvertreter freue ich mich, dass das BMBF zu einem fortgeführten Dialog aufgerufen hat.

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1 Kommentar

  1. Lieber Markus,

    vielen Dank, dass Du hier Deine Slides von der Keynote an der Ostfalia geteilt hast. Besonders erfreut hat es mich, dass Du auf S. 13 auch nochmal das gängige Missverständnis von „analoger“ vs. „digitaler“ Welt aufgegriffen hast.

    Das begegnet mir auch immer noch und immer wieder. Ich finde es geradezu erschreckend, dass auch geschätze Kolleg*innen die uns umgebende Umwelt immer wieder als „analog“ bezeichnen, so dass ich immer öfter geneigt bin nicht zu erscheinen, wenn mir jemand schreibt „Wir können uns ja auch ‚analog‘ treffen.“ Arrrrrghhh!!! 😉 Ein echtes Retronym.

    Diese irrsinnige Dichotomie setzt sich dann folgerichtig in den sinnbefreiten Diskussionen über „Präsenz vs. Online Lehre“ fort. Vom „Mehrwert“ ganz zu schweigen. Wo es doch eigentlich um Qualität gehen sollte, unabhängig von digital oder nicht.

    Sehr schön finde ich auch, dass Du auf S. 22 auf das Learning Design abhebst. Das erscheint IMHO ein interessanter Pfad für die Zukunft des Lernens an Hochschulen zu sein: Aktuell bieten alle gängigen Systeme lediglich einen Container, der (passiv) darauf wartet, mit Content gefüllt zu werden, egal ob von Lehrenden oder Studierenden. Welche „Lernziele“ (oftmals sind es ja eher Lehrziele oder LehrPLANziele) verfolgt werden, bleibt sehr oft intransparent: Die Studierenden haben sehr häufig gar keinen Einblick, wie und warum eine Lehrveranstaltung so und nicht anders konzipiert wurde. Content-basierte LMS sind also die Blackbox schlechthin – und gehören damit (hoffentlich bald) der Vergangenheit an.

    Learning Design, vor allem wenn es partizipativ angegangen wird, ist dagegen eine Whitebox, WENN gewährleistet ist, dass sich Lehrende und Studierende gemeinsam(!) über den Lernprozess Gedanken machen. Insofern kleine Kritik an Deinem Satz auf S. 22: Die Designentscheidungen gehören in die Hände der Lernenden!!! SIE müssen entscheiden können, was und wie sie lernen wollen. Dann sind Lernerfolge auch nachhaltiger verankert.

    Das (These) werden die Lehrenden in Zukunft nicht mehr allein „für die Studierenden“ entscheiden können. Im Grunde die uralte pädagogische Frage: Wem gehören die Lernprozesse (s. „Ownership“ S. 26, zweiter bullet)? Klassische Content-Systeme, selbst wenn sie KI-unterstützt sind, folgen immer noch der alten Didaktik: Wir wissen (angeblich), was gut für Dich ist, treffen eine Auswahl an Content für Dich, den Du bitte gefälligst zu lernen hast, damit Du eine summative Prüfung bestehst. Diese Logik muss aufhören! Wir müssen den Sprung von der Didaktik zur Mathetik schaffen.

    Insofern bleibt es auch spannend zu beobachten, ob sich OEP etablieren können. Ich habe da meine Zweifel (würden hier zu weit führen), lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen. 🙂

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