Diesmal habe ich schon etwas vorgearbeitet und meine unmittelbaren Erlebnisse vom Digital Pedagogy Lab 2019 an der University of Mary Washington in zwei Blogposts dokumentiert (englisch und deutsch). Auch nach weiteren zwei Wochen bin ich noch beeindruckt vom DPL und bestärkt, weiter an Critical Digital Pedagogy zu arbeiten. Das beginnt mit der (ernüchternden) Erkenntnis, dass es in Deutschland keine vergleichbare Community wie im anglo-amerikanischen Raum gibt. Schaut man sich die Prämissen an, wird es nachvollziehbarer:

  1. Tradition Kritischer Pädagogik: Ausgehend von Paulo Freire und Ivan Illich hat sich die Kritische Pädagogik weiterentwickelt und beschäftigt sich zum Beispiel wie Henry Giroux intensiv mit dem Neoliberalismus und dessen Auswirkungen auf das Bildungssystem. Auch die zunehmende Datafizierung in der Bildung wird kritisch betrachtet, allerdings (noch) als Spezialdiskurs, etwas bei der Sektion Medienpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft.
  2. Digitale Praxis: Die „natürliche“ Verwendung digitaler Werkzeuge in unterschiedlichen Kontexten und das gerade nicht zum Konsum von Nachrichten oder zum Posten auf Social-Media-Plattformen. Hier sehen wir wieder einmal den Mythos „Digital Natives“: Es gibt nur eine sehr kleine Anzahl von Menschen (unterschiedlicher Altersgruppen), die mit digitalen Technologien und Medien souverän umgehen. Sie bauen Netzwerke auf und diskutieren sachlich, ausgewogen, kontrovers Bildungsthemen. In Deutschland fällt mir dazu das #Twitterlehrerzimmer“ ein, beim Hochschulbereich wird es dünn.

Während es für (1) und (2) durchaus Communities gibt, tummeln sich an der Schnittmenge nur wenige Menschen. Wer hier noch jemanden kennt, bitte bei mir melden :=)

Nach dem DPL ging es wieder zurück nach Hagen an die FernUniversität, wo Lehrstuhlaufgaben auf mich warteten. Ein (dauerhafter) Schwerpunkt ist das Vorbereiten und Schreiben von Anträgen. Bei einem Brainstorming-Workshop arbeitete ich mit einem Konsortium an der Ausrichtung eines möglichen Antrags. Hier war die Präsenz sehr hilfreich, während für die Nach- und Weiterarbeit digitale Tools hilfreich sind.

Für die niederländische Forschungsorganisation NRO durfte ich als Gutachter bei einem Call for Projekt Leaders dabei sein. Ähnlich wie beim BMBF war es auch hier zweistufig: Zunächst wurde eine Anzahl an Proposals zugewiesen, für die ich ein Vorab-Voting abgeben musste. Danach trafen wir uns in Utrecht, um darüber zu diskutieren und eine Auswahl an zur Förderung empfohlenen Anträgen auszuwählen. Das Verfahren war entspannter als in Deutschland was den Umfang an Einreichungen anbelangt. Die Diskussion war dagegen sehr ähnlich und fachlich-kritisch ausgerichtet. Angenehm empfand ich die geteilte Wertebasis mit den niederländischen Kolleg*innen, etwa bei Themen wie Datenschutz, Ownership oder offene Lizenzen. Interessant für mich war die innovative Ausrichtung des Calls. Es ging um Anträge, mit denen breitere Themen „in Auftrag“ gegeben werden sollten. Denn es waren nicht die typischen Anträge für 3-5-Jahre-Projekte, durchgeführt von den üblichen Verdächtigen. Sondern es sollten zunächst Project Leaders auserkoren werden, die dann im nächsten Schritt ein Konsortium mit einem weiteren Call ausschreiben. Dazu soll es auch einen sog. Match-Making-Day geben, was eine gewisse Offenheit für Interessierte bedeutet. Zuvor wird es Interviews mit den von uns ausgewählten Kandidat*innen geben. Danach kommt es zur Ausschreibung eines Calls, auf Basis der Ideen, die zuvor eingereicht wurden. (Ich hoffe, das war nun einigermaßen verständlich).

Im August habe ich schließlich mit einem neuen Buchprojekt begonnen und mir eine ehrgeizige Deadline gesetzt. Darüber schreibe ich dann mehr in den nächsten Monaten.

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