Mein Kopf gehört mir! …aber ich will bestimmen, was mit meinen Gedanken passiert

Durch den aktuellen Aufschwung der Piraten Partei bekommt auch das Thema Urheberrecht starke mediale Aufmerksamkeit. Im Handelsblatt gibt es beispielsweise die Kampagne „Mein Kopf gehört mir“, zu der sich bereits viele Künstler bekannt haben (siehe hier). Nun macht Spiegel Online unter Verweis auf diesen Blog darauf aufmerksam, dass sich auch Manager, die ja mit dem Verwalten von urheberrechtlich geschützten Materialien nicht gerade wenig Geld verdienen, dazu gesellt haben. Es scheint zumindest fraglich, wo deren geistige Leistung genau liegt.
In der Debatte geht es in erster Linie um das zu schützende geistige Eigentum vor bösen Räubern, denen man ja so hilflos ausgeliefert ist. In der Tat gibt es einige Stimmen, die freien Download für alle fordern, was besonders durch die jüngste Berichterstattung zum ACTA-Abkommen deutlich wurde (siehe dazu meinen Blogbeitrag).

Sind wir, d.h. unsere Köpfe, jedoch wirklich so hilflos diesem Mechanismus ausgeliefert? Denn kaum, dass wir ein geistiges Produkt kreiert haben, greifen schon die Automatismen. Wir sind der geistige Schöpfer und genießen einen rechtlichen Anspruch. Gegen diesen fundamentalen Grundsatz ist nichts einzuwenden. Damit ist jedoch noch nichts gesagt, wie ich als Urheber mit meinen Werken umgehen kann. Und genau hier liegt für mich eine argumentative Verkürzung der Debatte „Mein Kopf gehört mir“. So schreibt beispielsweise der Autor Florian Beckerhoff:

Trotzdem möchte ich niemanden hinter Gittern sehen, der nur deshalb zum Verbrecher wurde, weil er etwas von mir lesen wollte, ohne dafür zu bezahlen. Das bitte nicht!
Warum will dieser Mensch nichts bezahlen? Höchstwahrscheinlich, weil ein Verlag sich die Nutzungsrechte gesichert hat und ein teures Buch auf den Markt bringt. Ist das alternativlos?
Nein, Autoren, Songwriter und andere künstlerisch oder wissenschaftlich tätige Menschen haben die Entscheidungshoheit, zu bestimmen, wie Dritte ihre Werke nutzen und wie viel wirtschaftlichen Nutzen sie davon haben möchten. Ich verweise dazu immer gerne auf das gut strukturierte Lizenzmodell Creative Commons. Auch für Nicht-Juristen wir hier anschaulich deutlich gemacht, wie ich mich schnell selber lizenzieren kann und damit bestimme Nutzungsrechte einräume. Damit ist keinesfalls ausgeschlossen, dass ich an meinen Werken nichts verdienen kann. Also kein freier Download für alle als kulturelles Grundrecht.
Im wissenschaftlichen Bereich hat sich dazu bereits eine Bewegung gebildet, auf die ich hier aufmerksam gemacht habe. Damit versucht man die recht starre Kette von der Schöpfung zur Verwertung aufzubrechen und Alternativen zu schaffen.
In dem Maße wie Künstler und Autoren sich vor den Karren der „Mein Kopf gehört mir!“ Kampagne spannen lassen, unterstützen sie auch das dominante System. Je mehr sich jedoch vom einseitigen Gedanken („Mit freien Lizenzen kann ich kein Geld verdienen) lösen, desto mehr weicht es auf und findet hoffentlich auch bald Eingang in mediale Kampagnen.

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