In der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung ZEIT ist ein kurzer Artikel zum Thema Forschung im Zeitalter von Web 2.0. In diesem Zusammenhang wurde ich gebeten, eine Stellungnahme zur Plattform „iversity“ zu geben.
Nach Aufrufen der Seite kommt man angesichts der üppigen Sponsoren und Unterstützer in Form von ProfessorInnen ins Staunen. Genaueres Hinschauen offenbart jedoch einen etwas schiefen Eindruck. Ich wollte mich über die Lizenzbedingungen informieren und stieß dabei über folgendes:
„Gebe ich Rechte an meinen Inhalten ab?
Sie sind und bleiben selbstverständlich Urheber Ihrer urheberrechtlich geschützten Werke. Nach der Veröffentlichung von Inhalten auf iversity behalten Sie weiterhin alle Rechte, die Sie an Ihren Inhalten haben.“
Eine eher tautologische Beschreibung (ich kann meine Urheberrechte nämlich gar nicht abtreten), die jedoch nichts aussagt über die Möglichkeiten zur Wieder- bzw. Weiterverwendung von Inhalten auf der Plattform. Denn im Gegensatz zum Urheberpersönlichkeitsrecht kann ich sehr wohl festlegen, was ich wem für welche Zwecke erlaube mit den von mir erstellen Materialien zu tun. Gut zu handhaben ist dies bei CreativeCommons. Leider findet man davon nichts bei „iversity“. Angesichts der enormen Bedeutung von Open Acess für die Wissenschaft – so hat beispielsweise das Deutsche Institut für Pädagogische Forschung (DIPF) am 14.06.2010 eine Open Access Policy verabschiedet (siehe hier) – ergibt sich dadurch der Eindruck, dass „iversity“ eher nicht an der Forschung interessiert sei. Was können das wohl für andere Interessen der Betreiber sein?? Ein Schelm, wer hier böses denkt angesichts der hohen Fördersummen für „iversity“.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob eine starre und abgeschlossene Plattform ein zukunftsträchtiges Modell für Forschung ist. Es gibt nicht nur eine Reihe guter Open Source Plattformen (Moodle, Sakai), sondern auch einen neuen weltweiten Trend weg von Plattformen hin zu offenen Lernumgebungen. Ein Beispiel hierfür sind die sogenannten Massive Open Online Course (MOOC) mit dem aktuell laufenden #change11.
Insgesamt lässt sich daraus keine uneingeschränkte Empfehlung für „iversity“ ableiten. Schön wäre, wenn sich daraus eine Diskussion zum Thema Offene Bildung entwickeln können, wie sie z.B. hier zu beobachten ist.
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