In meiner Arbeit zur bildungswissenschaftlichen Einordnung von Open Education (hier eine zusammenfassende Dokumentation) komme ich mir seit längerer Zeit wie ein Wanderer zwischen den Welten vor. Denn da ist zum einen die sehr euphorisch und praktisch ausgerichtete OER-Community, die ich auf Konferenzen wie OCW12 in Cambridge erlebt habe und auf der anderen Seite die arrivierte Gemeinschaft der wissenschaftlich arbeitenden PädagogInnen.
Heute hatte ich Gelegenheit, die Gepflogenheiten der Bildungstheoretiker hautnah mitzuerleben, war ich doch als Referent auf der 7. Fachtagung der Internationalen Herbart-Gesellschaft, die den schönen Titel „Einheimische Begriffe“ und Disziplinentwicklung trug. Bereits beim Ankommen in Essen konnte ich die Reaktionen auf meinen Vortrag antizipieren, denn größtenteils befanden sich alteingesessene ProfessorInnen im Publikum (darunter z.B. der berühmte Dietrich Benner), die zum Teil von ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern begleitet wurden. Wie sich dann aber zeigen sollte, waren die Reaktionen etwas anders.
Ich begann in meinem Vortrag (Folien sind weiter unten zu finden) mit einer längeren Einführung der Open Education Bewegung, um dann aufzuzeigen, mit welchen bildungstheoretischen Denkfiguren daran gearbeitet werden kann. Zum einen machte ich deutlich, dass OER komplementär zum Humboldtschen Bildungsideal stehen, da sie fundamentalen Voraussetzungen für Bildungsprozesse liefern (Recht zur unbeschränkten Nutzung, Wiederverwertung und Weitergabe). Zum wies ich darauf hin, dass es beim Navigieren durch offene, digitale und komplexe Räume (MOOCs im eigentlichen Sinn) zu Transformationen der grundlegenden Figurationen des Welt- und Selbstverhältnisses kommen kann, wie sie von Marotzki und Koller beschrieben werden.
Leider war die zeitliche Taktung der Tagung nicht optimal und so kamen nach mir erst zwei Referenten zu Wort, die über ganz andere Themen sprachen. Für die eigentliche Diskussion war dann auch nur 10 Minuten Zeit, in der ich aber immerhin eine gute Rückmeldung bekam (was 50% Ausbeute bedeutete). Insgesamt damit eine für mich lehrreiche Erfahrung bzw. eine weitere Station auf meiner Wanderung zwischen den Welten.
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