Ich war gestern und vorgestern bei einer Vernetzungstagung der Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL), auf LinkedIn gibt es eine schöne Zusammenfassung der Veranstaltung.
Ich hatte zunächst in einer Fishbowl-Session das Thema Dauerfinanzierung eingebracht, ob für die StIL nicht vorstellbar wäre, zu einer längerfristigen bzw. dauerhaften Finanzierung für Digitalisierungsprojekte im Hochschulbereich beizutragen. Nicht die StIL alleine, sondern als einer von mehreren Akteuren, die ein bekundetes Interesse an guten digitalen Angeboten in der Lehre haben. Die Antwort war kurz und knapp: nein.
Daraufhin habe ich das gleiche Thema als Workshop im Rahmen des Open-Space-Formats vorgeschlagen und dann mit einer kleinen Anzahl von Teilnehmenden diskutiert.
Wir alle kennen die Projekt-Logik: Es gibt eine Idee, man schreibt einen Antrag, hofft darauf, dass er positiv bewertet wird und das Projekt starten kann. Noch vor Ende der Förderlaufzeit geht es daran zu überlegen, ob es eine neue Idee gibt (und das gleiche Spiel beginnt von vorne) oder ob man sich gleich auf eine andere Ausschreibung bewirbt. Die ursprüngliche innovative Idee ist nun veraltet und sehr oft fehlt es an Möglichkeiten, anderen zu berichten, wie sich die Idee im Laufe der Umsetzung bewährt hat und wo es in eine andere, nicht antizipierte Richtung ging. Ja, es gibt Publikationen und Präsentationen auf Tagungen, aber nicht systematisch. Viele Projekte bleiben jedoch unauffindbar.
Was fehlt (noch) fehlt sind Datenbanken mit strukturierten Sammlungen, die Suchmöglichkeiten nach Ideen, Konzepten, Prototypen, Produkten und Ergebnissen bieten. Die OER-Worldmap geht genau in diese Richtung, ist aber auf freiwillige Mitarbeit angewiesen.
Die weitere Vision, die ich in der Session vorgestellt habe, umfasst u.a. einen IT-Infrastrukturfonds und einer Pooling von IT-Personalressourcen. Damit könnte das Problem angegangen werden, dass viele tolle Ideen nicht aus der Prototypen-Phase herauskommen. So entstand beispielsweise auf dem OER-IT-Sommercamp 2024 der Edufeed als Prototyp. Die Bestandspflege und Weiterentwicklung ist allerdings schwierig, weil es dafür kaum passende Ausschreibungen gibt. Außerdem ist der Dienst als Daueraufgabe für den Bildungsbereich angelegt und dafür braucht es auch eine Dauerfinanzierung.
Um den Fonds zu finanzieren, sind verschiedene Quellen denkbar:
- ein bestimmter Prozentsatz aus Förderlinien einschlägiger Organisationen (StIL, BMBF, DFG, …) mit Lehrbezug, ähnlich wie eine Open-Access-Pauschale für wissenschaftliche Publikationen
- eine Art Mitgliedsbeitrag von Hochschulen oder Landeseinrichtungen für digitale Lehre, ähnlich wie das deutsche Forschungsnetz
Es fehlt grundlegend an Aufmerksamkeit und Sensibilität für dieses Thema. Infrastruktur als Rückgrat für Hochschullehre und ein innovationsfreudiges Umfeld aus dem ständig neue Entwicklungen sprudeln sind jedoch nicht realistisch, wenn dafür nicht dauerhafte Kosten eingeplant werden.