Am Mittwoch ging ein weiteres OERde Festival zu Ende und mein Gefühl ist ambivalent. Bevor ich darauf näher eingehe, möchte ich auf folgende Punkte hinweisen:
- Ich war Mitglied im Programmkommitttee, eingebunden in einen längeren Vorbereitungs- und Abstimmungsprozess und dadurch auch mitverantwortlich für das Endprodukt.
- Ich arbeite an der FH Lübeck, die mit ihrer Tochter oncampus maßgeblich dazu beigetragen hat, dass es wieder ein OERde Festival gab.
Was ich nun schreibe, soll unabhängig von 1. und 2. sein.
Ich bin seit vielen Jahren in der deutschen OER-Community aktiv und habe es immer sehr genossen, mit spannenden Menschen über freie und offen Bildung zu diskutieren. Es war und ist eine einzigartige Konstellation, die weit über das hinausging, was ich aus klassischen Fachcommunities – in meinem Fall Bildungswissenschaft – kenne. Genau aus diesem Grund zog ich die OER-Veranstaltungen den Fachtagungen vor und war in meiner Disziplin nicht mehr so präsent.
Es war auch die besondere Art der Veranstaltung, die für einen Geist der Leichtigkeit sorgte. Man konnte mit viel Spass und Enthusiasmus über das eigentlich so ernste Thema Bildung diskutieren. Die Vielfalt der Formate sorgte nicht nur bei mir für eine hohe Motivation und auch für eine positive Außenwirkung. Man hatte es geschafft, wahrgenommen zu werden. Das sieht man z.B. am Label „Fachforum“, das für Seriosität steht.
2017 ist für mich die Leichtigkeit etwas verloren gegangen. Das Programm fühlte sich für mich zu vollgestopft an und dadurch entstand ein Druck, den ich vorher nicht hatte. Ich wollte mich wie zuvor zu alten und neuen Themen, etwa Forschung zu OER, einbringen. Dazu kamen weitere Verpflichtungen, die zum Teil in Verbindung mit laufenden OER-Projekten (BMBF-Förderung) standen. Diese waren für mich auch wichtig. Auch bei neuen Formaten, wie Virtually Connecting wollte ich dabei sein und habe das dann auch genossen.
Nun könnte man leicht einwerfen, dass ich mich übernommen hatte und so in einen selbstproduzierten Druck geraten bin. Das möchte ich gar nicht bestreiten, es ist aber gar nicht der Punkt für mich. Mir geht es um die Frage, ob wir uns in der OER-Community wirklich einen Gefallen mit einer überfrachteten Veranstaltung tun, bei der es sieben parallele Tracks gibt? Ist das dann überhaupt noch ein Forum? Oder ist es die natürliche Konsequenz, die das Ende der OER-Pubertät und den Beginn der Adoleszenz darstellt?
Ich glaube, es ist Zeit, sich über diese und andere Fragen zu verständigen. Welche Art von OER-Veranstaltungen wollen wir? Braucht es noch spezifische OER-(Fach-)Tagungen? Wenn ja, wie oft sollten diese stattfinden? Wenn nein, welche anderen Open-Konferenzen wäre denkbar, um die uns wichtigen Themen behandeln zu können?
Es gab dazu positive Signale, etwa in der von Ingo Blees und mir veranstalteten Session „OER Forschung nun endlich auch in Deutschland?!“ und im Nachgang zeigte mir die Diskussion, dass es sich lohnt hier mit Interessierten weiterzudenken. Darauf freue ich mich.
Hallo Markus,
ich teile Deinen Eindruck in Bezug auf die Fülle des OER-Festivals. Gleichzeitig war ich froh über die vielen f2f-Gelegenheiten zum Austausch über sehr verschiedene Facetten von OER-Diskursen, die ich in so kurzer Zeit über ein anderes Format nicht hätte realisieren können. Vielleicht bringt eine durchdachte Vernetzung von f2f-Veranstaltungen und Online-Formaten unter Einbeziehung von Christians (@friedelitis) Gedanken zu ‚mainstreaming OER‘ durch die Menschen selbst (so habe ich seinen blog post zu #OERde17 verstanden) eine gute Möglichkeit, f2f-Veranstaltungen zu fokussieren, ohne dass die Anschlussfähigkeit an andere OER-Diskurse leidet?
Ich freue mich jedenfalls auf unsere weitere Zusammenarbeit im Bereich OER-Forschung mit expliziten Blick über den (deurschen) Tellerrand!
Herzliche Grüße
Martina