Im Rahmen der Abschlussveranstaltung der Arbeitsstelle für die Weiterbildung der Weiterbildenden (AWW) durfte ich letzte Woche an einer Podiumsdiskussion mit Jürgen Handke zu Thema Pro und Contra Digitalisierung der Bildung teilnehmen. Als Input habe ich einige grundlegende Überlegungen zu Bildung und Digitalisierung vorbereitet.
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Ich habe drei Kategorien gewählt, um Unterschiede/Gemeinsamkeiten zu diskutieren:

  1. Prozess: Bildung ist ein Zweck für und an sich und dient der Entwicklung des Menschen zu einer autonomen, reflektierten und souveränen Persönlichkeit. Es ist ein Prozess, der prinzipiell offen ist sowie unbestimmt und unbestimmbar. Damit ist die Hoffnung verknüpft, dass mehr gebildete Menschen die Gesellschaft auch humaner und gerechter machen. Darum gibt es auch Bildungseinrichtungen. Digitalisierung ist dagegen ein von Wirtschaft, Technologie und Politik gesteuerter Prozess, dessen Ende offen ist. Man orientiert sich an der Versionierungslogik der Software-Entwicklung. Nur wenige geben den Takt vor (Silicon Valley, China) und legen fest, was gut für Milliarden von Menschen ist. Die Entwicklung ist sehr lukrativ, darum werden die inneren Prozesse (z.B. Algorithmen) auch sehr geschützt und stellen eine Black Box dar. Die Digitalisierung gilt als unbestimmt („Wir stehen erst am Anfang“), aber bestimmbar (siehe dazu z.B. die Strategie der Bundesregierung für Künstliche Intelligenz).
  2. Diskurs: Über Bildung wird von Wirtschaft und Politik sehr defizitorientiert und fordernd gesprochen („die Schulen/Hochschulen müssen dringend reformiert werden, damit wir den Anschluss nicht verpassen“). Darum beschließt man die Grundgesetzänderung für den #digiPakt Schule und legt Strategien für die Bildung in der digitalen Welt fest. Es gibt einige Leuchttürme (von denen einer auch bei der Abschlussveranstaltung war), die aufzeigen, welche neuen Möglichkeiten sich durch Digitalisierung ergeben. Das gibt es aber schon seit Jahren und in der Breite hat sich wenig geändert. Das liegt daran, dass Hochschulen durch Reformen wie Bologna überfordert sind und es vergessen haben, ihre Werte und Ziele neu zu formulieren (siehe dazu auch meinen Vortrag zur Zukunft der Hochschule). Über Digitalisierung wird fast ausschließlich im Modus des Futurs gesprochen. Es wird eine Zukunft imaginiert, in der Wohlstand und Frieden die Gesellschaft bestimmen. Dazu braucht es Schlüsseltechnologien, aktuell Blockchain, da sich damit die Probleme der „alten Welt“ wunderbar lösen lassen. Man benutzt dabei beim Sprechen auch gerne Metaphern der Revolution bzw. des Untergangs, wenn mal wieder von der Gefahren des Internets oder der Smartphones gewarnt wird.
  3. Projekt: Bildung als Projekt zeichnet sich durch Wert wie Autonomie und Emanzipation aus und ist verbunden mit den Vorstellungen einer demokratischen Gesellschaft. Bildung hilft uns in einer komplexen und kontingenten Welt zurecht zu finden. Dafür braucht es Freiheit bzw. eine Befreiung von religiösen, politischen oder wirtschaftlichen Fesseln, um die Welt, wie sie ist zu erkunden und einen Platz darin zu finden. Bei dem Projekt Digitalisierung spricht man von einem grundlegenden Wandel bzw. einer Transformation. Dabei werden analoge Werte und Darstellungsformen in digitale Formate umgewandelt. Es kommt dabei zu einer Reduktion, wie etwa beim Audio-Format mp3. Wir haben es auch mit einer steigenden Abhängigkeit von digitaler Infrastruktur zu tun, die von wenigen mächtigen, aber politisch unkontrollierten Konzernen bestimmt wird. In Frage gestellt werden auch Vorstellungen über den Menschen (z.B. Freiheit), wenn etwa Algorithmen über Kreditvergabe entscheiden.

 
 

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